Denkmalpflege

Wachgeküsst – Schloss Düneck erstrahlt in neuem Glanz

Unter Schichten von Lack und Farbe offenbaren sich Fragmente längst vergangener Zeit: Behutsam enthüllten unsere Maler von A. Wilh. Mayer u. Sohn mit der alten Substanz manch geheimnisvolle Detail.

Der Mix aus liebevoll restauriertem Originalzustand und modernem Interieur überrascht. Und bietet eine außergewöhnliche Kulisse – für Events, Shootings und Filmproduktionen, die hier seit Kurzem stattfinden. Für unsere Maler von A. Wilh. Mayer u. Sohn bedeuteten die restaurierenden und rekonstruierenden Arbeiten im denkmalgeschützten „Schloss Düneck“ handwerkliche Präzision und Hingabe.

„Schloss Düneck“ dient heute als Location für Fotoshootings und besondere Events.

Märchenhaft erbaut

Im schleswig-holsteinischen Moorrege, 30 km vor Hamburg gelegen, eingebettet in ein 3,6 ha großes Anwesen, findet man ihn: den Traum aus Vergangenheit und Moderne. Die Architektur widerspricht unserer norddeutschen Sehgewohnheit. Kein Wunder: Entsprungen ist das 1871 errichtete Herrenhaus einem Eklektizismus aus amerikanischen, viktorianischen und französischen Einflüssen. Architekt war der in New York lebende Bruder des Bauherrn, Detlef Lienau: ein Schüler Karl Friedrich Schinkels, der mit Entwürfen für Größen seiner Zeit wie den Astors und Vanderbilts berühmt geworden war. Auch wenn sich regional der Name „Schloss Düneck“ eingeprägt hat, handelt es sich bei der Bautypologie nicht um ein Schloss, sondern um ein Landhaus.

Der Drawing Room mit freigelegten Wandflächen, modern verglastem Oberlicht und restauriertem Parkettboden.

Zurück zum Original

Nach Jahren des Dornröschenschlafs erstand das Unternehmerpaar Andreas Hanitsch und Thani Huynh im August 2021 das als „Schloss Düneck“ bekannte Herrenhaus. Bei ihrem Vorhaben, dem historischen Bau neues Leben einzuhauchen, ging es jedoch nicht ausschließlich um die Sanierung alter Substanz. Das Paar wollte ursprüngliche Wand- und Farbgestaltungen in die modernen Interieur-Pläne integrieren, ihr Hauptanliegen war es jedoch, historische Grundrisse wiederherzustellen: Die ursprüngliche Raumaufteilung war in 150 Jahren zahlreichen Umnutzungen durch verschiedenste Eigentümer zum Opfer gefallen.

Hanitsch und Huynh beauftragten das Hamburger Architekturbüro Giorgio Gullotta Architekten mit der Projektleitung sowie insbesondere mit der gestalterischen Konzept- und Ausführungsplanung. Die umfangreichen Arbeiten, die unter anderem das Ziel verfolgten, ursprüngliche Bauelemente freizulegen, aufzuarbeiten bzw. zu rekonstruieren, reichten von Oktober 2021 bis Oktober 2022.

Das architektonische Konzept: Rückbau, Umbau und Rekonstruktion

Der Zustand des Herrenhauses wies vor Beginn der baulichen Maßnahmen fünf Wohneinheiten auf, davon Maisonettewohnungen mit Durchbrüchen zwischen dem Ober- und Dachgeschoss.

Die Wiederherstellung der ursprünglichen Grundrisse betraf insbesondere die Beletage mit ihren verschiedenen Salons sowie dem Anrichtebereich für die Bediensteten. Die Maisonettewohnungen im Ober- und Dachgeschoss wurden zurückgebaut und bestehende Deckendurchbrüche geschlossen. Eine weitere architektonische Herausforderung bestand darin, die historische Treppe zum Dachgeschoss wieder für alle Bereiche zugänglich zu machen.

Der Dining Room

Der umlaufende Flur des Dachgeschosses, das als Gesindeetage diente, mussten rekonstruiert werden. Um dies zu erreichen, wurden die hier verorteten Bäder der Maisonettewohnungen entfernt. Im Zuge des Rückbaus erhielt zudem das Gartengeschoss eine kleine Einliegerwohnung, eine Küche sowie einen Weinkeller.

Nach Durchführung der baulichen Veränderungen entspricht die Grundrissstruktur heute wieder annähernd der ursprünglichen Struktur sowie der jeweiligen Raumnutzung.

Rekonstruktion der Wandornamentik im Treppenhaus.

Unter Schichten von Farbe

In seiner Funktion als Projektleiter beauftragte das Architekturbüro Giorgio Gullotta Architekten unseren Malereibetrieb A. Wilh. Mayer u. Sohn mit den Arbeiten im Innen- und Außenbereich des Baudenkmals. Die Malerarbeiten betrafen den gesamten Innenbereich sowie den Wintergarten. Der Schwerpunkt der Arbeiten lag auf der Rekonstruktion der ursprünglichen Halle (Drawing Room) sowie des Dining Rooms und der Treppenhäuser inklusive der Freilegung ursprünglicher Farbgestaltungen sowie auf der Aufarbeitung der Tür- und Balkontürrahmen.

Bei der Aufarbeitung der insgesamt ca. 150 Fenster- und Balkontürrahmen kamen dem Befund sowie der Bemusterung besondere Aufmerksamkeit zu. Dabei wurden verschiedene, über die Jahre aufgetragene Farbfassungen entdeckt und als ursprünglicher Zustand holzsichtige Rahmen ausgemacht. Die Rekonstruktion der Originalgestaltung beinhaltete das Abbrennen alter Lackbeschichtungen, das Schleifen der Rahmen sowie den Austausch defekter Holzelemente und Scheiben. Darüber hinaus wurden Kittfalzen erneuert und die Rahmen mit handgemischten Tönen lasiert.

Blick auf die Parkanlage, im Vordergrund die aufgearbeiteten und mit handgemischten Tönen lasierten Balkontüren.

Im Drawing Room zeigte sich nach dem vorsichtigen Abtrag der Farbschichten eine Überraschung: Die letzte Schicht der Wandflächen wies als Zeugnis eines 150 Jahre alten Interieurkonzepts eine intensive rote Farbpigmentierung auf! Diese erste, ursprüngliche Farbschicht wurde von unserem Malerteam freigelegt und optisch gerahmt.

Im Laufe der weiteren Arbeiten, die das Entfernen von Raufasertapeten sowie die Freilegung und Festigung von Putzschichten umfassten, wurden im Treppenhaus gestalterische Ornamente gesichert und rekonstruiert.

Freigelegte Wandfarbe und Farbfelder im Drawing Room wurden optisch gerahmt, vielfach überstrichene Stuckelemente ausgearbeitet, um Profilierungen wieder kenntlich zu machen.

Die Stuckelemente an den Decken des Erdgeschosses hatten infolge häufiger Überstreichungen klare Konturen eingebüßt. Um die Profilierungen wieder kenntlich zu machen, mussten die Einzelheiten der Stuckornamente herausgearbeitet werden.

Auch die zweite Etage barg eine Überraschung. Mit dem vorsichtigen Abtrag der Übermalungen kamen nach und nach Wandgemälde zum Vorschein, deren romantische Szenen Geschichte(n) erzählen – vielleicht jene aus dem Leben der einstigen Bewohner …

Die Gesindeetage mit freigelegten Wandgemälden.